Beziehungsunfährig: Kann man Beziehungsunfähigkeit heilen?
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Mehr InformationenWenn Du diesen Beitrag liest, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du gerade ziemlich frustriert bist. Vielleicht läuft es in Deiner Beziehung nicht so, wie Du es Dir wünschst. Vielleicht hast Du sogar schon mehrere Partnerschaften hinter Dir – und irgendwie sind sie alle gescheitert. Früher oder später kommt da eine quälende Frage auf: Bin ich beziehungsunfähig? Und wenn ja – kann man das heilen?
Lass uns das gemeinsam genauer anschauen.
Wie Beziehungen entstehen – und warum sie oft scheitern
Am Anfang ist alles wunderschön: Wir treffen jemanden, verlieben uns, idealisieren den anderen, fühlen uns endlich „ganz“. Diese Hochphase – oft als „Verliebtheitsphase“ bezeichnet – hält durchschnittlich etwa neun Monate. Danach beginnt das, was viele als das „Bröckeln“ der Beziehung erleben.
Doch woran liegt das?
Der Kernpunkt: Wir wissen oft nicht, was wahre Liebe überhaupt bedeutet. Vielmehr suchen wir nach jemandem, der uns das gibt, was wir selbst in uns vermissen: Geborgenheit, Sicherheit, Wertschätzung, Nähe. Wir erhoffen uns Heilung durch den anderen – und damit beginnt ein unausweichlicher Teufelskreis.
Der unbewusste Deal: Du sollst mich erfüllen
Wenn wir einen neuen Partner kennenlernen, geschieht in uns – meist völlig unbemerkt – ein innerer Vorgang:
„Endlich! Diese Person wird mir das geben, was mir fehlt.“
Wir glauben, diese neue Liebe wird uns all das liefern, was wir selbst nicht fühlen: Zärtlichkeit, Verständnis, Aufmerksamkeit, Erotik oder Anerkennung. Die andere Person denkt oft genau dasselbe – und so beginnt ein stillschweigender, ungesunder Tauschhandel: „Ich gebe Dir, was Du brauchst, solange Du mir gibst, was ich brauche.“
Doch das funktioniert nur so lange, bis einer ausfällt – weil er krank ist, gestresst, abwesend, überfordert. Plötzlich fehlt etwas. Und damit beginnt das, was viele als Liebeskrise erleben.
Der Absturz von der Verliebtheit zur Enttäuschung
Der andere, den wir zu Beginn auf ein Podest gehoben haben, beginnt zu enttäuschen. Und je größer unsere unausgesprochenen Erwartungen waren, desto größer ist nun der Frust.
Anstatt noch zu lieben, fangen wir an zu bewerten, zu vergleichen, zu urteilen:
„Früher war er so aufmerksam – was ist passiert?“
„Sie hat sich total verändert.“
„Ich habe keine Gefühle mehr.“
Die Wahrheit ist: Wir haben nie gelernt, zu lieben – wir haben nur gelernt, Erwartungen zu hegen. Und wenn diese nicht erfüllt werden, reagieren wir mit Rückzug, Kälte oder sogar Hass.
Wahre Liebe beginnt mit Bedürfnislosigkeit
Was ist also wahre Liebe?
Wahre Liebe braucht keine Gegenleistung. Sie ist kein Handel, kein „Wenn-du-dann-ich“-Prinzip. Sie verlangt nicht, sondern gibt. Sie ist bereit, auch dann zu lieben, wenn der andere gerade nicht „liefert“.
Das geht nur, wenn wir unsere inneren Defizite erkannt und angenommen haben. Solange wir erwarten, dass ein Partner unsere inneren Wunden heilt, bleiben wir in der Abhängigkeit. Und dann wiederholen sich die Beziehungsmuster – immer wieder.
Aber die gute Nachricht ist: Kein Mensch ist wirklich beziehungsunfähig. Wir alle haben die Fähigkeit zu lieben – wir müssen sie nur freilegen.
Die Geschichte der Neun-Kuh-Frau
Ein schönes Gleichnis dazu ist die Geschichte zweier Männer, die auf einer Insel stranden. Einer kehrt später zurück in die Zivilisation, der andere bleibt und heiratet eine Frau, die von niemandem auf der Insel beachtet wurde. Er aber zahlte für sie den höchsten Brautpreis – neun Kühe. Warum?
Weil er sie von Anfang an als Neun-Kuh-Frau gesehen hat. Er behandelte sie so, verehrte sie, glaubte an sie. Und sie wuchs in diese Liebe hinein, entwickelte sich, blühte auf – und wurde tatsächlich zu einer Frau, die neun Kühe wert war.
Die Botschaft: Was Du im anderen siehst, kann ihn verändern. Wenn Du konsequent das Gute in ihm oder ihr siehst – auch wenn es schwerfällt – bewirkst Du Veränderung. Nicht durch Druck, sondern durch Annahme.
Liebe bedeutet: Ich sehe Dich – nicht Deine Fehler
In vielen Beziehungen passiert das Gegenteil: Wir fokussieren uns auf das Negative. Wir erinnern uns nicht mehr daran, dass dieser Mensch einst voller Liebe, Offenheit und Potenzial war. Stattdessen sehen wir nur noch, was nicht funktioniert.
Doch es gibt eine Alternative: Erkenne den wahren Kern Deines Partners. Jeder Mensch ist im Innersten Liebe, Frieden und Harmonie – auch wenn er das gerade nicht zeigen kann. Je mehr Du das erkennst und ehrst, desto mehr gibst Du nicht nur Deinem Partner – sondern auch Dir selbst – die Chance auf Heilung.
Die Himmelsgeschichte – oder: Warum gegenseitige Fürsorge heilt
Noch ein Bild: Ein Mann kommt in den Himmel und darf sich aussuchen, ob er in den Himmel oder in die Hölle will. In beiden Szenarien sitzen Menschen an langen Tafeln mit vollen Suppenschüsseln und zu langen Löffeln. Der Unterschied?
In der Hölle versuchen alle verzweifelt, sich selbst zu füttern – und scheitern.
Im Himmel füttern sie sich gegenseitig – und sind glücklich.
Was wäre, wenn Du Deine Beziehung auch so betrachtest? Nicht als Ort, an dem Du bekommst, sondern als Ort, an dem Du gibst. Nicht, weil Du musst – sondern weil Du liebst. Dann wird die Liebe zurückfließen, ganz ohne Zwang.
Beziehung als Weg zur Selbstheilung
Beziehungsunfähigkeit ist kein endgültiges Urteil. Sie ist ein Weckruf. Ein Hinweis darauf, dass wir lernen dürfen, ohne Erwartungen zu lieben. Dass wir erkennen, wie oft wir den anderen nach unseren Bedürfnissen formen wollen – anstatt ihn so zu sehen, wie er wirklich ist.
Die Liebe beginnt mit Dir.
Wenn Du nicht weiterkommst, hol Dir Unterstützung. Denn: Beziehungen können heilen. Und Du kannst heilen.
Mit herzlichen Grüßen,
Dein Andreas Frenzel
Coach & Begleiter in allen Lebenslagen